Preußisches Bleisatz-Magazin
Alltag

Frühstück in Ratingen: Meurers Früchte-Bar 3.625 views 4

Heute ist es so herrlich heiß hier in Ratingen, daß mir nicht im Traum einfiele, freiwillig in einen fensterlosen Bunker wie den großen Real-Markt Am Sandbach zu gehen. Aber wer fragt nach meinen Träumen bzw. Nicht-Träumen?

Es ist Freitag, morgen Vormittag kommt Kundschaft, morgen Nachmittag ist Fußball und Sonntag ist  Sonntag. Also kann ich nur heute meinen Wochenendeinkauf erledigen. Und dann lieber früh als am Nachmittag, wenn dort beim Real gereizte Hausmamis mit überbordenden Einkaufswagen, spitze Schreie der Aggression ausstoßend, zum Kamikaze-Amoklauf auf die wie immer zu wenigen besetzten Kassen ansetzen.

Trotzdem: Frühstück muß sein. Geht natürlich auch bei Real. Wie in allen diesen meist entsetzlich anonymen Großeinkaufshallen gibt’s einen überteuerten Kamps, dazu einen völlig überdimensionierten Junk Food-Chinamann (Wußten Sie, daß Chinesen alles, wirklich alles essen, was sich bewegt bzw. in den letzten 1.000 Jahren jemals gelebt hat? Nein. Nicht mein Ding, danke.).

Ich brauche einen schnellen Schub Energie in Form von Obst und ein paar langsamer wirkende Kohlehydrate, also z.B. grobes Müsli. So etwas gibt es natürlich beim Kamps nicht, der auch dort bei Real einsitzt. Gerade will ich mich resignierend damit abfinden und mir ein belegtes Brötchen mit Kaffee hineinquälen — nein, das ist Quatsch. Kamps ist zwar überteuert — und sie müssen so teuer verkaufen, bekommen sowohl Produkte wie auch Preise von der Kamps AG vorgeschrieben, aber es schmeckt schon gut dort…

Also nochmal: Gerade will ich mir beim Kamps ein belegtes Brötchen mit Kaffee einpfeifen, da sehe ich links im Augenwinkel in einer kleinen, überschaubaren Ecke der Vorhalle eine Früchte-Bar, genauer: Meurers Bar, Am Sandbach 30, 40880 Ratingen. Vorn eine Theke mit frischem Obst und Salat. Ein paar frisch belegte Milchbrötchen, eigenhändig frisch ausgepreßtem Fruchtsaft. Oh, Mann… Mnjam, mnjam… oder, fußballerisch ausgedrückt: Waka, waka!

«Morgen. Ich brauch‘ ein bißchen frisches Obst zum Frühstück und ’n Kaffee, bitte. Irgendwas zum Obst noch dazu, bitte. Was ha’m Se denn?»

Ein fröhliches «Guten Morgen», das ich schweigend nickend registriere. Was, bitte, soll an einem Morgen vor dem Frühstück gut sein? Egal, keine Diskussionen jetzt. Die Frau meint’s ja sicher gut. Und sieht erwachsen genug aus, einen Morgenmuffel zu erkennen.

«Wir haben Vanille-Pudding oder Magerquark. Wie wär’s mit ein bißchen Müsli dazu?»
«Magerquark kommt gut. Müsli auch. Eine Portion bitte. Danke.»

Ich setze mich an einen der fünf oder sechs Hochtische. Genug Platz dazwischen, Beinfreiheit und eine Stütze für die Füße an dem bequemen Hocker mit Rückenlehne (wichtig!). Kann los gehen… direkt gegenüber ist übrigens ein Zeitungskiosk, der auch Zigaretten führt und sogar meinen Gauloise-Tabak — wird immer besser.

Der Kaffee kommt im großen Becher. Das ist gut. Ich brauch‘ jetzt das Coffein.

Hier sitzt man gut. Rücken zur Wand (Ist so ein archaicher Tick von mir. Falls die wilden Tiere mich angreifen, muß ich sie kommen sehen. Man weiß ja nie.). Interessant finde ich, daß die in nur 5 m Entfernung Vorbeihastenden keinen Blick für einen haben hier, als sei die Frühstücksecke ein blinder Fleck in ihrem Gesichtsfeld. Man hat also was zu schauen in Meurers Früchte-Bar, fühlt sich aber nicht beobachtet. Das gibt noch einen Pluspunkt extra.

«Warum photographieren Sie Ihr Frühstück? Das hab‘ ich auch noch nicht gesehen.» Ein freundlicher Mann am Nebentisch, etwas älter als ich und aus Flingern in Düsseldorf, wie sich im anbahnenden Gespräch herausstellt. Ich erzähle ihm von meinem kleinen, privaten Projekt «Frühstück in Ratingen». Ich bin aus Bilk, einem benachbarten Stadtviertel von Flinger. Wir haben also sofort ein Thema. Wir plaudern dann während des Frühstücks miteinander. Er kennt das Tal hier am Papiermühlenweg, das Künstler-Völkchen. Wir sprechen ein bißchen über Künstler und Nicht-Künstler, Plaudern auf angenehmem Niveau. Ein netter Frühstücks-Plausch.

Fazit: Wunderschöne Frühstücks-Ecken wie die hier beschriebene finden sich erstaunlicherweise auch dort, wo man es gar nicht unbedingt erwartet. Für 4,— ein sauberes, leckeres Obstfrühstück mit Quark und Müsli, dazu einen guten Kaffee — ich bin mehr als zufrieden und komme bestimmt wieder.

Kennen Sie Julian Perrettas «Wonder Why»? Ideale Sommermusik, finde ich. Heute ist der bisher heißeste Tag des Jahres, vorhin zeigte mein Außentermomether 34° C, mein Wagen glich eine Backofen. Das Lied hier paßt optimal zu meiner derzeitigen Leichtigkeit des Seins. Davon abgesehen: Ist das nicht eine wunderschöne Frau in dem Video?
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  1. Pingback by Ratingen - Blog - 02 Jul 2010 — 3. Juli 2010 @ 21:21

    […] Frühstück in Ratingen: Meurers Früchte-Bar « Preussen-Blog […]

  2. Kommentar by Karin Meurer — 5. Juli 2010 @ 20:43

    Hallo Herr Kraus,
    finde den Artikel von Ihnen wunderbar erfrischend und lustig.
    Hat mir gut gefallen.
    Liebe Grüsse, Karin Meurer

  3. Kommentar by Preuße — 5. Juli 2010 @ 21:00

    Liebe Frau Meurer,
    danke für die freundlichen Worte. Sie und Ihre Mitarbeiter haben sich die meinen redlich verdient.
    Ihre Früchte-Bar ist eine sehr schöne Alternative zum viel zu häufigen Frühstücks-Alltag hier in Ratingen. Achtung: Mich sehen Sie wieder. 🙂
    Georg Kraus

  4. Kommentar by Eufinger aus Du-Rahm — 10. Juli 2010 @ 11:12

    Liebe Frau Meurer!

    Wir ,das heist meine Frau und ich,finden das die Menschen bei Real nicht wissen
    was ihnen entgeht. Freundliche Bedienung,gutes Frühstück und das alles in erstklas-
    siger Qualität.
    Wir kommen immer wieder gerne.

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