Diesen Gastbeitrag hat Lara mir überlassen, der ich dafür herzlich danke.
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Der Mann war schon eine zeitlang da und kannte den Rhythmus.
Den der Klinik und ihren. Abends redeten sie ein wenig über die Bücher auf seinem Nachttisch und das Wetter. Zu den wirklich wichtigen Dingen blieb nichts zu sagen. Nichts, was einen alten Mann zu trösten vermocht hätte.
Er wartete bis der Morgen graute, ehe er sich mit dem Rasiermesser die Arterie des linken Handgelenks zerschnitt, wohl wissend, dass sie gleich ein letztes Mal durch die Zimmer gehen würde, kurz vor sechs.
Der Schnitt war nicht sehr tief, nur ein vorsichtiger, wenn auch sorgfältiger erster Versuch. Der alte Mann war Ingenieur gewesen, lange Jahre.
Sie umfasste sein Handgelenk wie sie es immer bei ihren Kindern getan hatte, um diese zum Waschbecken zu ziehen, wenn sie klebrig vom Eisessen waren, hockte sich nieder und wickelte notdürftig ein paar graue Papierhandtücher um die blutende Wunde.
Da legte er seine Rechte auf ihren Kopf, so dass sie hochschaute. Und als er schnell sagte: „Verbunden!“ , mussten beide lächeln.
So war ihr Abschied, denn sie würden sich nicht wiedersehen.
Es sind immer Momente, an die wir uns erinnern.
Und wenn wir Glück haben, sind es Momente der Nähe.