Preußisches Bleisatz-Magazin
Vom Kommenden

Wie beruhigend: Die Welt dreht sich weiter… 1.763 views 0

Im Grunde genommen habe ich gerade überhaupt keine Zeit, um Dir, liebes Blog, mein Innerstes in einer praxisnahen peristaltischen Übung vor die Füße zu erbrechen. Aber die nehme ich mir jetzt. Ganz einfach so. Gestern Abend habe ich eine sehr spezielle Geist-/Körper-Erfahrung gemacht: Ich kann meine Körperfunktionen mental beeinflussen. So ähnlich wie diese Freaks aus Goa oder irgendwo da unten, die Sufis. Und ich brauche dazu nicht einmal deren Kiffer-Musik.  Ich brauche nur an meine vorläufige Diagnose zu denken und mir bricht der Schweiß aus. Das ist nicht als Bild gemeint, sondern wörtlich. Also denke ich halt möglichst nicht mehr daran und siehe da — es funktioniert auch in Form der Antithese.

Nun ist es ja nicht so, als daß ich vor der Diagnose — nein, noch einmal: …vor der vorläufigen Diagnose keine anderen Probleme hatte. Wir erinnerung uns? Klar, ungern, aber wir erinnern uns. Mittlerweile habe ich gelernt, daß es ein Irrtum ist, anzunehmen, daß sich sämtliche persönlichen Probleme automatisch in eine Warteschleife begeben, sofern ein einschneidendes Ereignis dies erfordert, weil man alle seine Energie auf eben dieses richten muß. Tatsächlich dreht sich die Welt schlicht und einfach weiter. Fristen laufen ab, Kunden wollen pünktlich beliefert werden. Der Vermieter will seine Miete und die Kinder Ihre Atzung in Form des ihnen zustehenden Unterhaltes. Alles zweifelsfrei berechtigte Forderungen, die einen — so sehe ich das heute — schön fest im Alltag halten und so auch vom Grübeln abhalten.

Also habe ich in der vorigen zweiten Wochenhälfte Pakete gebaut. Schwere, schuhkarton-große Bleisatz-Pakete, die dann nach Amerika, Frankreich, in die Schweiz und innerhalb Deutschlands verschickt wurden. Es war zwar (seltener) Zufall, aber irgendwie hat es mich ganz stolz gemacht, Kunden in sovielen Ländern zu beliefern. Am Freitagvormittag habe ich dann Gelder überwiesen, bis die Schwarte krachte bzw. der Topf leer war. Nun muß ich den Umsatz nur noch etwas steigern, um auch wirklich noch die restlichen Altlasten abzubauen und ein bißchen, nur ein kleines bißchen Reserven aufzubauen. Und dann bin ich, geschäftlich gesehen, ein glücklicher Kleinunternehmer. Die im letzten Absatz beschriebene Situation ist wohl jedem Mittelständler geläufig. Also Alltag. Genau, was ich brauche. Am Wochenende habe ich meine Steuerunterlagen für April sortiert und zum Steuerberater gebracht, ein paar Briefe an die Krankenkasse und die Bundesknappschaft geschrieben — falls Sie nicht selbständig sind: Ich muß einmal jährlich der Krankenkasse meine Einkünfte offenlegen, aufgrund derer dann mein Beitrag berechnet wird — Routinekram, aber notwendig, sonst kommt’s ganz schnell zu Rückfragen und Ankündigung von […].

Heute Vormittag habe ich mir erst einmal eine Schale mit frischem Obst  geschnippelt. Kann nicht schaden, oder? Melonen mag ich gern, allerdings nicht diese außen grünen, innen roten Wassermelonen. Die schmecken faaaaad. Aber Honigmelonen und diese anderen, blaßbeigen, deren Namen ich immer vergesse — köstlich.

Jetzt noch zwei, drei wichtige Telefonate und dann werde ich Schriften zum Kauf vorbereiten und ins Online-Magazin stellen. «Nach der Mietzahlung heißt vor der Mietzahlung», das wußte schon Sepp Herberger. Ich würde auch gern ein paar Photos von einem «Typogreif» machen. Aber der dann zu schreibende Bericht käme sowieso nicht hier in meinen privaten Blog, sondern in den des Bleisatz-Magazins. Immer hübsch trennen, das hat sich bewährt.

Mir geht’s gut. Keine Übelkeit, gar nichts. So soll’s sein.
Beim Durchlesen empfand ich diesen Blog-Eintrag als recht banal und alltäglich. Sie auch? Ich hoffe, Sie empfinden das Lesen dennoch nicht als Zeitverschwendung. Mir persönlich gefällt nämlich hier und jetzt genau diese Form der Normalität. Der nächste Eintrag wird wieder spektakulärer, wie ich es so einschätze. Hinter der nächsten Kurve wartet bestimmt schon die nächste Katastrophe.

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